20 Jahre Dorfkirchen in Not e.V.
Am 10. Juni 1994 trafen sich elf engagierte Damen und Herren im Kloster Dobbertin, mit der Absicht einen Förderverein zur Rettung der vom Verfall bedrohten Dorfkirchen in unserem Bundesland zu gründen. Dazu gab es damals auch allen Anlass: in den 1990er Jahren, als eine erste Bestandsaufnahme über den Zustand der Dorfkirchen erfolgte, wurde das ganze Ausmaß der bereits im Verfall begriffenen und gefährdeten Dorfkirchen deutlich!
Bei vielen Kirchen waren die Dachdeckungen und insbesondere die Dachkonstruktionen schwer geschädigt. Zwar konnten in den 1970er – 80er Jahren überwiegend durch Spenden bei vielen Kirchen die Dachdeckungen erneuert werden, wie z.B. bei der Dorfkirche in Tarnow bei Bützow, doch für die ebenfalls dringend notwendige Instandsetzung der Dachkonstruktionen fehlten häufig die Gelder, die notwendigen Materialien und die entsprechenden Fachfirmen. So wurde oft nur notdürftig durch Stahllaschen statisch gesichert, während die Holzkonstruktionen weiter verfielen – etwa durch die zerstörerische Wirkung des „Echten Hausschwammes“ oder durch Insektenbefall. Bei zahlreichen Fachwerkkirchen waren die Holzverbindungen zerstört, Schwellen verrottet, und die Ausfachungen drohten herauszufallen.
Einige der Kirchen waren bereits eingestürzt, wie etwa die kleine Fachwerkkirche in Zaschendorf in der Nähe Schwerins, oder die mittelalterliche Dorfkirche in Zernin bei Bützow, wo bereits in den 1950er Jahren Wind und Witterung das Dach zerstört haben und die Kirche trotz eines Notdaches seitdem zur Ruine verfiel, oder sie waren so desolat, wie z.B. die Dorfkirche Müsselmow bei Schwerin, die bereits aufgegeben war und verfiel. 1998 stürzte das westliche Gewölbe der Dorfkirche in Boitin ein, obwohl ein Jahr zuvor ein Notsicherungsprogramm durchgeführt worden war. In Gristow bei Greifswald stürzte aufgrund des statischen Druckes aus dem geschädigten Dachwerk ein Teil des Traufgesimes ab und führte zur Verformung, und noch 2004 stürzte das mittelalterliche Dach der Kirche in Barkow infolge eines Windstoßes ein.
Diese Beispiele sind nur stellvertretend für viele Kirchen, verdeutlichen aber die ganze Dramatik des Verfalls bedeutender historischer Zeugnisse zum damaligen Zeitpunkt. Zudem drohten damals auch ein Verkauf einiger Kirchen und damit der Verlust jahrhundertealter Integration und Identifikation. Vor diesem Hintergrund bildete sich unser Förderverein, dessen Ziel es war und ist:
„Die Bewahrung der Dorfkirchen in Mecklenburg und Vorpommern als hervorragende, landschaftsprägende Bestandteile der Region und das Entgegenwirken des Verfalls unwiederbringlicher Wahrzeichen deutscher Kultur und christlichen Glaubens in Mecklenburg und in Vorpommern.“Die vordringliche Aufgabe des Vereins ist die finanzielle Unterstützung der Kirchengemeinden bei der Sicherung und Instandsetzung von Mauerwerk und Dach. Dies gelingt uns dankenswerterweise durch die Spenden und Beiträge unserer Mitglieder und Unterstützer. Oft wird erst durch das Zusammenwirken von örtlichem und unserem Förderverein, Stiftungen, Eigenmittel der Kirchgemeinden und öffentlichen Förderern eine Maßnahme überhaupt möglich. Nur die Summe der Mittel ergibt eine Finanzierung der aufwendigen Instandsetzungsmaßnahmen. Unsere Aufgabe ist es daher – neben der eigentlichen finanziellen Förderung – auch den örtlichen Fördervereinen bei ihrer Gründung zu helfen. Eine Wanderausstellung mit Fotos und Beschreibungen der „Dorfkirchen in Not“ befindet sich zurzeit zur Besichtigung und Information in der Wismarer Heiligen-Geist-Kirche. Sie soll gerade durch den Vorstand aktualisiert werden. Denn auch die öffentliche Präsentmachung der bedürftigen Kirchen und die Werbung von Spenden ist eine Aufgabe.
Inzwischen sind 114 Personen sowie 58 örtliche Fördervereine Mitglied in unserem Verein. Die oben genannten fünf Kirchen konnten inzwischen gerettet und gesichert oder wieder aufgebaut und damit auch wieder in die kirchliche Nutzung zurückgeführt werden. Dass dies gelang, ist dem engen Zusammenwirken vieler Förderer, Spender, Stifter und Fördervereine und dem Engagement aller Beteiligten zu verdanken. Insgesamt konnte unser Verein in den 20 Jahren seines Bestehens 125 Kirchen fördern! Auch wenn die Dorfkirchen in Mecklenburg und in Vorpommern zum heutigen Zeitpunkt sicher nicht mehr grundsätzlich vom Einsturz bedroht sind und bei vielen die Grundinstandsetzung und Restaurierung gelang – eine hohe Bedürftigkeit besteht nach wie vor, denn viele Dorfkirchen warten immer noch auf die Möglichkeit einer Sicherung und Instandsetzung geschädigter Dächer und Mauern.
Wir wollen auch weiterhin unsere Arbeit mit Erfolg fortsetzen und freuen uns über Ihr Interesse und natürlich über Ihre Spenden! Ihnen allen sei an dieser Stelle herzlich gedankt! Bitte beteiligen Sie sich auch weiterhin so erfolgreich an der Bewahrung und Rettung unserer Dorfkirchen für unsere und die späteren Generationen!
Jens Amelung
1. Vorsitzender, im Juli 2014